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Aus der Werkstatt an die Uni und nach Moskau

Horst-Alexander Finke hält Vortrag beim Deutsch-Russischen Sozialforum des Petersburger Dialoges.

Foto: Institut für inklusive Bildung

Roter Platz: Dr. Jan Wulf-Schnabel, Prof. Dr. Kirsten Diehl, Julia Albrecht, Horst-Alexander Finke

Foto: Institut für inklusive Bildung

An der Uni Moskau: Dr. Jan Wulf-Schnabel, Prof. Dr. Kirsten Diehl, Horst-Alexander Finke, Julia Albrecht

Horst-Alexander Finke hält Vortrag beim Deutsch-Russischen Sozialforum des Petersburger Dialoges

„Ich kann es immer noch nicht fassen“, sagt Horst-Alexander Finke, der der erste Mensch mit einer sogenannten geistigen Behinderung ist, der als Bildungsfachkraft an einer russischen Universität vorgetragen hat. Anlässlich des ersten Deutsch-Russischen Inklusiven Sozialforums, als Teil des Petersburger Dialoges, referierte das Institut für Inklusive Bildung im November an der Pädagogischen Staatsuniversität Moskau. Im Mittelpunkt stand dabei Bildungsfachkraft Horst-Alexander Finke, der den Auftaktvortrag hielt und Teil einer vierköpfigen Delegation aus Schleswig-Holstein war.

Horst-Alexander Finke ist als Bildungsfachkraft am Institut für Inklusive Bildung tätig. Das Institut ist eine angegliederte wissenschaftliche Einrichtung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Drei Jahre wurde Horst-Alexander Finke als Mensch mit einer sogenannten geistigen Behinderung zur Bildungsarbeit an Hochschulen qualifiziert. Dadurch wechselte er aus einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Und erklärt seitdem hauptberuflich wie es ist, mit Behinderungen zu leben.

Zahlreiche internationale Anfragen

 „Als Bildungsfachkräfte vermitteln wir den Studierenden und auch Fach- und Führungskräften die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderung aus erster Hand.“ In Seminaren, Vorlesungen und Workshops geht es inhaltlich um alle Bereiche des Lebens, in denen Menschen aufeinandertreffen. „Es geht mir darum, Menschen mit und ohne Behinderung partnerschaftlich zusammenzubringen, Unsicherheit zu überwinden und Barrieren in den Köpfen abzubauen“, so Horst-Alexander Finke.

„Durch die Bildungsfachkräfte lernen die Studierenden ganz niedrigschwellig, wie Inklusion in der Praxis funktioniert“, brachte es Prof. Dr. Kirsten Diehl von der Europa-Universität Flensburg auf den Punkt. Dr. Jan Wulf-Schnabel, Gründer des Instituts für Inklusive Bildung und heutiger Vorstand der Stiftung Drachensee, berichtet über zahlreiche internationale Anfragen, die das Institut nicht mehr alle annehmen kann. „Aus der Werkstatt für behinderte Menschen an die Uni und nun in Moskau. Das ist schon phänomenal!“, freut sich Jan Wulf-Schnabel über seinen Kollegen.

Inzwischen gibt es auch ein Institut für Inklusive Bildung NRW mit Sitz in Köln. In der kommenden Ausgabe wird es einen Blick hinter die Kulissen und Einblicke in das erste Seminar der Teilnehmer geben.                                            

Über das Institut für Inklusive Bildung

Das Institut für Inklusive Bildung qualifiziert Menschen mit sogenannten geistigen Behinderungen zu Bildungsfachkräften. Als qualifizierte Bildungsfachkräfte wechseln sie aus Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), um hauptamtlich an Universitäten und Fachhochschulen zu lehren. Dort vermitteln sie ihre Lebenswelten, Bedarfe und Kompetenzen an Menschen ohne Behinderungen auf Augenhöhe. Studierende sowie Lehr-, Fach- und Führungskräfte erwerben so Inklusionskompetenzen für ihre beruflichen Anwendungsfelder.

Seit dem Jahr 2017 ist das Institut eine eigenständige, an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel angegliederte wissenschaftliche Einrichtung. Das Institut ist weltweit einzigartig, weil dadurch erstmalig Menschen mit geistigen Behinderungen fester Teil der Welt universitärer Exzellenz sind.